„Als die Babys geboren wurden, herrschte Stille im Raum – nicht aus Ehrfurcht, sondern aus Misstrauen.“
1995 lag Anna Williams erschöpft im Krankenhausbett, ihr Körper zitterte noch von den stundenlangen Wehen. In ihren Armen hielt sie fünf Neugeborene, eingewickelt in pastellfarbene Decken. Fünflinge waren schon selten genug, um die Krankenschwestern zum Flüstern zu bringen, doch was den Raum wirklich verstummen ließ, war ihr Aussehen. Ihre Haut war dunkler, ihre Gesichtszüge entsprachen so gar nicht den Erwartungen an eine blonde Frau und ihren weißen Freund Richard Hale.
Richard stürmte ins Zimmer, sein Gesicht war bleich, aber seine Augen brannten vor Wut. Er sah die Kinder an, dann Anna. „Was soll das? Sag bloß, sie gehören mir!“
Anna, schwach und verängstigt, flüsterte: „Sie gehören dir, Richard. Ich schwöre es.“
Doch Richard weigerte sich, ihr zu glauben. „Du hast mich beschämt. Du hast alles ruiniert.“ Stunden später verließ er das Krankenhaus und ließ Anna und die Kinder im Stich.
Von diesem Moment an veränderte sich Annas Leben für immer. In einer Kleinstadt, in der Klatsch und Tratsch an der Tagesordnung waren, wurde sie zur „Frau mit den schwarzen Fünflingen“. Fremde tuschelten ihr in den Supermarktregalen Beleidigungen hinterher. Vermieter wiesen sie ab, als sie fünf Kleinkinder an ihrem Rock hängen sahen. Freunde wandten sich von ihr ab, weil sie ihr nicht beistehen wollten.
Doch Anna gab nicht auf. Sie arbeitete in mehreren Jobs – als Putzfrau, Kellnerin und Näherin –, um ihre Familie zu ernähren. Jeden Morgen brachte sie ihre Kinder zur Schule, fünf kleine Hände fest an ihrer. Bei den Elternsprechtagen saß sie allein und ertrug mitleidsbekundende Blicke und verurteilendes Getuschel.